9. Königsschlösser-Romantikmarathon am 26.07.2009 in Füssen
Die Teilnahme am 5. KRM vom 17.07.2005 blieb mir wie ein Trauma in Erinnerung, denn damals bin ich von km 30 bis 38 bergauf mehr gegangen als gelaufen und erreichte mit 3:51:39 mein bisher zweitschlechtestes Ergebnis. Nachdem der Streckenverlauf im Vergleich zu früher „flacher“ und ich mittlerweile auch älter geworden war, nahm ich mir vor, den KRM nochmals besser hinzukriegen als beim Erstversuch.
Mein Nachbar Christian Dyckhoff wollte seinen zweiten offiziellen Halben laufen, dessen Start für Samstagabend um 18.30 Uhr angesetzt war. Wir fuhren am Nachmittag über Murnau / Bad Kohlgrub nach Füssen und erhielten im Eventzelt auf dem Morisseparkplatz an der Kemptener Straße unsere Startunterlagen. Bis zum Start hatten wir noch Zeit, unsere Unterkunft im Landhotel Guglhupf**** in Schwangau / Horn (ca. 2 - 3 km vom Start entfernt) aufzusuchen. Sie gefiel uns und war einwandfrei. Die 21,1 km-Laufstrecke war als 3maliger Rundkurs mit Highlights in der Füssener Altstadt, Lechuferweg, Mitter- und Obersee und dem romantischen „Tal der Sinne" vorgesehen. Bis auf eine geringe Steigung am Obersee und vor der Morisse verlief der Rundkurs flach und z.T. auf Forstwegen.
Während ich direkt hinter dem Zielbogen in einem Café saß und den Halbmarathon aus allernächster Nähe miterlebte, lernte ich an meinem Tisch Hans Schilling, einen Schweizer, kennen. Er erwähnte, erst morgen den ganzen zu laufen, es wäre sein 51. und als M55er sei er in der Schweiz mit Ausnahme des Neujahrslaufes mit Start um Mitternacht zum Jahreswechsel in Schlieren westlich von Zürich jeden offiziellen Marathon gelaufen. „Dann haben Sie auch den MMC (Mountain-Marathon-Cup) hinter sich?“ wollte ich rein rhetorisch wissen. „Ja, ich bin übrigens der Hans..., da hast Du meine Karte, falls Du `mal in der Schweiz laufen willst“, denn auf die Frage, ob ich in seinem Heimatland schon einen Marathon hätte, konnte ich ihn nur enttäuschen. Dann wollte er mir den MMC erklären: 3 Bergmarathons in Zermatt (Matterhorn), Interlaken (Jungfrau) und Liechtenstein (LGT Alpin-Marathon) mit Sonderwertung für diejenigen, die alle 3 finishen. Vermutlich bin ich anschließend in meinem Stuhl kleiner geworden. Aber er munterte mich auf, mich 2010 für einen Schweizer Marathon anzumelden, bei dem er mir organisatorisch und sonstig gern behilflich wäre. Ich versprach ihm „einen Schweizer“ für 2010.
Die ersten 3 Männer und Frauen des Halbmarathons waren schon länger im Ziel, als ich noch auf Christian wartete und sich Hans für morgen bereits verabschiedet hatte. Nach seinen 02:24:47 netto konnten wir uns in Richtung Zelt zur Siegerehrung des Halben sowie der 10 km / Cityläufe bewegen und dort bei Pasta und Getränken sein Verbesserungspotential noch etwas diskutieren. Der Zweitplazierte in der Gesamtwertung der Männer war ein Kenianer und saß uns mit seinem Landsmann und Sieger des morgigen Marathons am Tisch schräg gegenüber. Beide befanden sich zu einem Trainingscamp in Deutschland und starteten für den SSV Ulm 1846. Im Halbmarathon belegten demnach bei den Männern die ersten 3 Plätze: Ratz Philipp (DEU) LaufArena/LaufkultTour mit 01:12:13, Sitienei Andrew (DEU) SSV Ulm 1846 mit 01:15:31 und Hilpert Patrick (DEU) RBB Laufbewegung mit 01:17:00 jeweils Nettozeit. Bei den Frauen gelang dies entsprechend: Weber Roswitha (DEU) TSG Leutkirch mit 01:28:02, Richter Elke (DEU) OSC Berlin mit 01:29:20 und Schütz Annette (DEU) LG Erlangen mit 01:29:34 ebenfalls Nettozeit. Über die Plazierungen sämtlicher Laufdisziplinen informiert: results.mikatiming.de/2009/fuessen/
Der Marathonstart war am Sonntagmorgen bereits um 7.30 Uhr, und dies war wegen der an diesem Tag zunehmenden Sommerhitze sehr gut. Nach ausgezeichnetem Frühstücksbüfett war ich kurz nach 7.00 Uhr vor dem Eventzelt und wurde als FSCler von einem Hans Dauberschmidt (Jahrgang 1940) angesprochen, ob denn der Heinz da wäre. „Sie meinen wohl den Altenhof?“ „Ja, heißt sonst von Euch vielleicht noch einer Heinz?“ „Nein, nicht dass ich es wüsste, aber das bedeutet nicht viel.“ „Sag` ihm, dass ich heute meinen 100. Marathon laufe, er sich wieder `mal blicken lassen und auf keinen Fall mit dem Laufen jetzt aufhören soll.“ „Richt´ ich ihm aus ...“, und noch bevor ich seinen Nachnamen erfragen konnte war der Hans wieder weg. Übrigens habe ich diesen und damit auch sein Ergebnis über Heinz erfahren: er kommt vom MRRC München, war der 11. in der M65 und erreichte mit 04:49:51 netto die 482. Gesamtplatzierung – Respekt!
Nach kurzem Einlaufen begab ich mich in den Startpulk auf der Kemptener Straße und suchte gezielt den Pacemaker für 3:15. Er hieß Thomas und machte mir nach kurzer Info über meine diesjährigen Zeiten Hoffnung, bei ihm richtig zu sein. Ich solle versuchen, stets auf seiner Höhe zu bleiben. Nach dem Startschuss kurz nach 7.30 Uhr beherzigte ich dies gerade einmal für den 1. km durch die Füssener Altstadt. Bereits auf der Augsburger Straße haute ich – gemäß meinem alten Fehler – nach vorn in Richtung Eschach und Hopfensee ab, den wir bei wunderschöner Landschaft komplett in Ufernähe umrundeten, bevor wir über die Staatsstraße 2008 zur Südwestseite des Forggensees gelangten. Die Strecke führte südlich entlang des Lechufers weiter bis zur B16-Brücke. Bevor die Marathonis auf dem nördlich davon parallelen Fußgängersteg diesen Fluss überquerten, passierten sie die unmittelbar zuvor ausgelegte Kontrollmatte für 21,1 km. Meine Uhr zeigte wenige Sekunden mehr als 1:32 und ich war wegen meiner „Überdrehung“ in der ersten Hälfte nicht zufrieden.
Gleich auf der anderen Lechseite schwenkten wir nördlich in Richtung Horn und tangierten später das Ostufer des Forggensees über mehrere Kilometer bis zu seiner südöstlichen Verbreiterung nach Brunnen. Von hier führte der Kurs bei herrlicher Umgebung südöstlich nach Schwangau und unterquerte kurz vor St. Coloman die B17. Wir kamen am Kurhaus vorbei in Richtung Alterschrofen und bogen nach Kreuzung einer Landstraße westlich zum Schwansee ab. Diesen umkreisten wir C-förmig entlang seines schilfigen Ufers und kamen schließlich nach einem weiteren Bogen über ca. 1 km auf einen Fußgänger- und Radweg parallel zur B17. Hier war km 37 und von hinten hörte ich Thomas, den Pacer für 3:15: „Karl, Du warst zu schnell, jetzt bleibst Du bis kurz vorm Ziel bei uns (eine Gruppe von 6 - 7 Läufern).“ Wir unterquerten die B17 kurz nach ihrer Abzweigung in Richtung Reutte, kamen dann auf einem Fußgängersteg erneut über den Lech und liefen auf der anderen Seite ca. 2 km an seinem Ufer entlang nach Bad Faulenbach. Thomas gab genaue Beschreibungen zum weiteren Streckenprofil und motivierte uns vorbildlich. Wir liefen zwischen dem Mittersee zur Rechten und Obersee zur Linken durch und schwenkten gleich anschließend letztmals um 90° in Richtung km 41/42. Erst bei km 41 bekam ich vom Pacer die Erlaubnis zur „freien Fahrt“ bergab bis zum Ziel. Ich hatte 3:10 hinter mir. Jetzt mobilisierte ich die verfügbaren Restkräfte und lief. Bei km 42 in Höhe Morisseparkplatz wusste ich, das mir gesetzte Limit zu erreichen. Mit 3:14:39 brutto „hatte ich fertig“. Erst zuhause stellte ich fest, dass 3:14:33 netto den 3. Platz der M50 bedeutete und der 2. dieser AK nur 29 sec. vor mir lag.
Da wir unser Quartier bis 12.00 Uhr räumen mussten, fuhren wir gleich anschließend nach München zurück und verpassten dadurch um 12.30 Uhr die Siegerehrung im Eventzelt.
Beim 9. KRM waren die Erstplazierten der Männer: Kosgei Titus (DEU) vom SSV Ulm 1848 mit 02:24:31, Diehl Marco (DEU) von der LaufArena-LaufkultTour mit 02:39:29 und Singer Markus (DEU) vom TSV Marktoberdorf mit 02:51:12 (stets netto). Bei den Frauen belegten die ersten drei Ränge: Heiß Mikki (DEU) LG TELIS FINANZ Regensburg in 02:53:40, Hajek Branka (DEU) in 03:01:59 und Weiblen Iris (DEU) Stahl Sport Shop Team in 03:14:32 (jeweils netto).
Insgesamt herrschten am 9. KRM fast zu warme Sommertemperaturen, das Laufwochenende in Füssen war durchweg gut organisiert bei wertvoller Beschilderung der Streckenabschnitte und rechtzeitigen Hinweisen auf die vorbildlichen Verpflegungsstellen. Ein schöner Landschaftsmarathon mit abwechslungsreichem Streckenprofil auf überwiegend gut befestigten Wegen, allerdings nicht vergleichbar mit einem „flachen“ Citymarathon. Sicher hat sich der KRM in Füssen schon länger etabliert und dies nicht nur wegen seiner herrlichen Lage am Rande der Alpen.
Karl Kleinhans
(Forstenrieder SC)
Karl Kleinhans